Bei einer Coachingsession hat mich eine liebe Klientin gefragt, ob sie Samen und Nüsse keimen solle und warum. Ich bin auf diese Frage schon öfters mal gestoßen. Deswegen dachte ich, dass diese Frage für Dich auch interessant sein könnte.

Wir sind es gewöhnt zu denken, dass Nüsse und Samen gesund sind. Doch so einfach ist das nicht. 

Hast Du vielleicht festgestellt, dass Dir Nüsse schwer im Magen liegen, besonders wenn Du ein paar zu viel gegessen hast? Was die wenigsten wissen, ist, dass Nüsse und Samen für uns Menschen nur sehr schwer verdaulich sind. Hierbei hat sich die Natur etwas gedacht. Nüsse und Samen möchten ihren natürlichen Auftrag erfüllen und sich vermehren, damit z.B. eine neue Sonnenblume oder ein Mandelbaum entstehen kann. Das schaffen sie nur, wenn sie nicht gegessen werden oder den Verdauungstrakt unverdaut passieren.

In der Rohkostbewegung wird viel davon gesprochen, dass man Nüsse, Samen und Hülsenfrüchte vor dem Verzehr einweichen sollte. Ist es jetzt schlimm, wenn man das nicht macht? Das möchte ich Dir hier erklären. Ich habe auch eine Übersicht erstellt, wo Du die Einweichzeiten im Überblick sehen kannst. 

Warum Nüsse einweichen?

Was braucht die Nuss oder der Samen, um zu gedeihen und zu keimen? Wasser, Wärme und in der Folge einen fruchtbaren Boden. Sobald der Samen längere Zeit mit Wasser in Kontakt kommt, beginnt er sich vollzusaugen und zu keimen. Bis er Wurzeln schlagen kann, ist er komplett auf sich alleine gestellt. Würde er zu schnell, schon nach einem kurzen Kontakt mit Wasser keimen, dann würde er bei folgender Trockenheit sterben. Damit das nicht passiert, ist er mit Enzymhemmern und Phytinsäure ausgestattet. Enzymhemmer halten die mitgelieferten Enzyme so lange unwirksam, bis alle Voraussetzungen für die Keimung gegeben sind. So wird zu schnelles Keimen verhindert. 

Der Enzymhemmer verhindert jedoch auch eine ungestörte Verdauung im Darm und kann zu gesundheitlichen Problemen führen. In den Samen enthaltene Phytinsäure bindet im menschlichen Organismus lebenswichtige Mineralstoffe, wie Magnesium, Calcium, Eisen und Zink. Das bedeutet, dass die Mineralstoffe nicht mehr vom Körper aufgenommen und verwertet werden können. Langfristig bedeutet das ein Mineralstoffmangel für den Körper. Zudem blockiert Phytinsäure die Verdauungsenzyme, die wir zur Verdauung von Eiweiß benötigen. 

Das alles ist für den Samen Überlebenswichtig, für unsere Verdauung und unseren Körper jedoch sehr hinderlich oder gar schädlich. Der Enzymhemmer fordert den Körper sehr stark und kann zu gesundheitlichen Problemen führen. Durch das Einweichen der Nüsse und Samen werden Enzymhemmer und Phytinsäure abgebaut.

Nüsse und Samen gehören für viele Veganer und Rohköstler wie auch Früchte, Gemüse und Grün zur täglichen Ernährung einfach dazu. Damit Nüsse und Samen besser verdaut werden, solltest Du sie im eingeweichten oder gekeimten Zustand verzehren. Entscheidend ist nicht, dass ein Keim sichtbar ist, sondern dass die Enzymhemmer abgebaut sind.

Zwei oder drei kleine Walnüsse am Abend werden uneingeweicht ganz bestimmt nicht Deinem Wohlbefinden schaden, im Gegenteil! Wenn Du aber Nüsse und Samen regelmäßig und in größeren Mengen verzehrst (z.B. als Snack oder für Saucen oder anderen Gerichte), ist es von Vorteil, sich einmal mit den Einweichzeiten zu befassen.

Wie geht das Einweichen? Ganz einfach! 

Am besten bei Zimmertemperatur in der angegebenen Zeit einweichen lassen. Nach Ablauf der Einweichzeit das Wasser abgießen, und die Kerne noch einmal unter fließendem Wasser gründlich spülen.

Lege die Kerne in eine Schale oder ein Gefäß aus Glas, Keramik oder Porzellan und gebe mindestens die doppelte Menge Wasser dazu. Am besten über Nacht stehen lassen, danach spüle sie gründlich mit Wasser. 

Wundere Dich nicht über die trübe Farbe oder den unangenehmen Geruch des Wassers, das Du wegspülst. Es enthält die Enzymhemmer und Du bekommst einen Sinneseindruck davon, dass in den Nüssen und Samen wirklich etwas enthalten war, das nicht besonders genüsslich ist. 

Kleinere Samen brauchen tendenziell weniger Zeit zum Einweichen, doch auch sie dürfen über Nacht im Wasser bleiben. Das Einweichen hat neben dem Ausschwemmen noch einen weiteren wichtigen Vorteil: Der sich in Keimruhe befindliche Samen erwacht und setzt ein Vielfaches an Vitaminen und Enzymen frei. Durch Keimen erhöhst Du also noch einmal den Wert Deiner Samen und Nüsse.

Durch Zugabe von etwas Zitronensaft, kann beim Einweichen der Schimmelpilzbildung entgegengewirkt werden, da Pilze kein saures Milieu mögen.

Müssen alle Nüssen und Samen eingeweicht werden?

Diese Frage ist umstritten, denn es gibt unterschiedliche Meinungen dazu. Ich habe nicht alle Antworten, aber basierend auf meiner Erfahrung und Recherchen, sollten die in der Liste genannten Nüsse und Samen eingeweicht werden und einige nicht. Bspw. müssen Macadamia, Paranüsse und Hanfsamen nicht eingeweicht werden. Cashewkerne sind eingeweicht gut für die Zubereitung in Rezepten, doch zum Knacken sind sie dann zu glitschig und es macht keinen Spaß, sie zu essen.

Außerdem ist zu beachten, dass einige Nüsse nicht unbedingt in Rohkost Qualität sind, auch wenn auf der Packung „naturbelassen“ oder „unverarbeitet“ steht. Sie werden oft mit Dampf behandelt oder unter hohen Temperaturen getrocknet. 

Aus instinktiver Sicht betrachtet, findet man in der Natur Nüsse und Samen eher einzeln am Boden liegend und nur zu bestimmten Jahreszeiten und nicht jeder Zeit verfügbar in einer 200g-Packung im Supermarkt. Es ist recht mühsam, jede einzelne Nuss oder Samen vom Boden zu lesen und aus der Schale zu holen, um sie zu essen. Damit meine ich, Nüsse und Samen in rauen Mengen zu essen ist von Natur aus nicht vorgesehen.

Wo gibt es die besten Nüsse?

Wenn Nüsse essen, dann nur in der besten Qualität! Ich kaufe Nüsse hier. Meine Favoriten in Bio und Rohkost Qualität:

• Mandeln*
• Paranüsse*
• Macadamia*
• Zedernüsse*
• Hanfsamen*
• Walnüsse*

Isst Du viele Nüsse? Weichst Du sie auch ein? Wie ist Deine Erfahrung damit? Schreibe gerne einen Kommentar, ich bin gespannt!

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