Ernährung

Warum Du Dich nicht um das Abnehmen kümmern solltest, sondern um Deine Emotionen

Wir essen nicht immer nur, um den Hunger zu stillen. Oft essen wir aus Frust, Langeweile, Einsamkeit, Müdigkeit, Gewohnheit, in Gesellschaft oder aus anderen Gründen, die nichts mit dem physiologischen Hungergefühl zu tun haben. Emotionales Essen gehört für viele Menschen zum Alltag. Doch Du kannst emotionale Probleme nicht durch Essen lösen. Im Nachhinein ist es meist sogar noch schlimmer geworden, denn Essen kann sich zwar in dem Moment gut anfühlen, aber die Gefühle, die den Appetit ausgelöst haben, sind immer noch da, nachdem das letzte Stück Schokolade verzehrt ist. Und Du fühlst Dich schlechter als zuvor, weil Du unnötig Kalorien aufgenommen hast, die Du nicht brauchst; und wenn Du Dir dies zur Gewohnheit machst, häufst Du Deine emotionalen Probleme in Form von Übergewicht an.

Bist Du ein emotionaler Esser?

  1. Du isst, wenn Du gestresst bist?
  2. Du isst, wenn Du nicht hungrig bist oder wenn Du schon voll bist?
  3. Du isst, um Dich besser zu fühlen (um Dich zu beruhigen, wenn Du traurig, böse, müde, gelangweilt bist)?
  4. Du belohnst Dich mit Essen?
  5. Du isst oft, bis Du Völlegefühl verspürst?
  6. Gibt Dir Essen Sicherheit und Geborgenheit?
  7. Kannst Du Dich nicht kontrollieren, wenn zu viel leckeres Essen auf dem Tisch steht?

Hast Du mindestens eine Frage mit ja beantwortet, dann neigst Du zu emotionalem Essen. Aber Du bist auf dem Weg, Dich von diesem Verhalten zu befreien, denn Du hast den wichtigsten Schritt schon getan und das Problem erkannt.

Emotionales Essen verstehen

Emotionales Essen bedeutet Essen zum Stillen unangenehmer Gefühle und Emotionen einzusetzen, statt seiner eigentlichen Bestimmung, echten Hunger zu stillen.

Leckeres, schön angerichtetes Essen ab und zu als Belohnung zu benutzen oder um etwas Schönes zu feiern, ist keineswegs schlecht, aber wenn Essen der erste Impuls ist, sobald Du Traurigkeit, Einsamkeit, Müdigkeit, Stress oder auch Glück verspürst, dann steckst Du in einem Teufelskreis.

Ich weiß, wovon ich spreche. Ich war auch da: Trotz gesunder Rohkost habe ich unbewusst emotionales Essen entwickelt und mich ständig gewundert, warum die letzten Kilos einfach nicht weggehen wollten. Ich war schon Veganerin und Rohköstlerin, kombinierte brav die Lebensmittel, aß überwiegend bio und machte viel Sport.

Meine Auslöser für Emotionales Essen waren: dass meine Familie weit weg in Sibirien lebte und ich mich oft alleine fühlte, der ständige Druck, auf Arbeit perfekt auszusehen, eine ungewisse Zukunft, Drohungen von der GEZ in meinem Briefkasten, kein Partner, den ganzen Tag am Laptop zu sitzen, wenig Sonne und viel Regen in Hamburg.

Stets fand sich ein Anlass, wieder einmal etwas Leckeres zuzubereiten und sich abzulenken.

Nachdem ich angefangen habe, mich mit dem Thema Emotionales Essen auseinanderzusetzen, habe ich festgestellt, was mein eigentliches Bedürfnis ist. Es ist einfach nur, mich besser zu fühlen, wenn ich traurig oder alleine bin. Und das kann auf andere Weise als mit Essen erreicht werden. Manchmal ist die Lösung für überflüssige Kilos halt keine Diät oder ein bestimmtes Ernährungsprogramm, sondern ein neues Verhalten. Das zu realisieren war ein gewaltiger Durchbruch für mich!

Unterschiede zwischen emotionalem Hunger und physischem Hunger

Bevor Du Dich aus diesem Teufelskreis befreien kannst, musst Du zuerst lernen zwischen emotionalem und physischem Hunger zu unterscheiden. Emotionaler Hunger kann sehr mächtig sein – als Folge passiert es leicht, ihn mit dem physischen Hunger zu verwechseln. Hier sind einige Anhaltspunkte, die Dir helfen werden zu unterscheiden.

ständig Hunger

  • Emotionaler Hunger kommt plötzlich. Er erwischt Dich unerwartet und fühlt sich extrem dringend an. Physischer Hunger kommt allmählich. Die Notwendigkeit zu essen fühlt sich nicht als unerträglich dringend an (außer Du hast schon seit sehr langer Zeit nichts gegessen).
  • Emotionaler Hunger verlangt nach bestimmten Speisen. Wenn Du wirklich hungrig bist, klingt fast alles gut – inklusive einfachem Gemüse und Äpfeln. Emotionaler Hunger verlangt meistens fettige/süße/würzige Speisen, die sofortigen Kick geben. Du hoffst, dass Schokolade, Pizza (sei es auch Rohkost-Pizza) oder sonst etwas ähnliches Dir helfen wird.
  • Emotionaler Hunger führt oft zu einem unkontrolliertem Verschlingen. Bevor Du es realisiert hast, hast Du schon eine Tüte Nüsse oder eine Packung Bananeneis verspeist, ohne dass Du dieser Mahlzeit richtig Aufmerksamkeit geschenkt oder sie wirklich genossen hast. Wenn Du dem natürlichen Verlangen des physischen Hunger nachgibst, bist Du meistens mehr bewusst bei dem, was Du tust.
  • Emotionaler Hunger ist nicht befriedigt, auch wenn Du voll bist. Du willst mehr und mehr und isst oft, bis Du kaum noch atmen kannst. Physischer Hunger braucht keine Übermengen Essen. Du fühlst Dich befriedigt, wenn Dein Magen leicht gefüllt ist.
  • Emotionaler Hunger befindet sich nicht im Magen. Im Gegensatz zu einem knurrenden Magen fühlst Du ein Verlangen, das Du aus dem Kopf nicht loswirst. Du träumst von Aromen, Geschmack und Genuss.
  • Emotionaler Hunger führt am Ende oft zu Bedauern, schlechtem Gewissen oder Scham. Wenn Du isst, um Deinen physischen Hunger zu stillen, fühlst Du Dich nicht schuldig oder beschämt, weil Du einfach Deinem Körper gibst, was er braucht. Wenn Du Dich schämst oder Schuldgefühle nach dem Essen hast, kommt es davon, dass Du tief in Dir fühlst, dass Du Dir ein Unrecht angetan hast.

Hier ist alles nochmal zusammengefasst:

Emotionaler Hunger

Physischer Hunger

Emotionaler Hunger entsteht plötzlich

Physischer Hunger entsteht allmählich

Emotionaler Hunger braucht sofortige Befriedigung

Physischer Hunger kann warten

Emotionaler Hunger verlangt nach bestimmten Speisen

Physischer Hunger ist offen für vieles

Emotionaler Hunger ist nicht befriedigt, wenn der Magen voll ist

Physischer Hunger verschwindet, wenn Du satt bist

Emotionaler Hunger löst Schuldgefühle und Scham aus

Befriedigter physischer Hunger macht Dich zufrieden

Was kannst Du gegen Emotionalen Hunger tun?

1. Achtsamkeit

Beobachte Dein Essverhalten und schreibe mindestens eine Woche lang jedes Mal, bevor Du etwas isst, WARUM Du jetzt essen willst: Hast Du wirklich Hunger oder ist es eher Entertainment? Wie fühlst Du Dich gerade?

Achtsamkeit

So wirst Du Dir der Situationen bewusst, in denen Du aus emotionalen Gründen isst. Wo Du früher dachtest, dass Du Hunger hattest, entdeckst Du jetzt, dass Du aus Frust oder emotionalem Bedürfnis gegessen hast. Wenn Du feststellst, dass Essen das Problem nicht löst, schreibe Handlungsalternativen, wie z.B. ein schönes Buch lesen, mit lieben Menschen telefonieren, meditieren, ein Schläfchen machen, auf. Diese Handlungsalternativen können Dir sogar aus Deiner emotionalen Lage heraus helfen. So trainierst Du Deine Gewohnheit um. Wenn Du in der Lage bist, emotionalen und physischen Hunger zu unterscheiden, erkennst Du die Situationen, in denen Du impulsiv gegessen hast und durchbrichst das Muster.

2. Identifiziere die Auslöser!

Welche Situationen, Gefühle oder Orte animieren Dich zum plötzlichen Appetit? Denke daran, dass, auch wenn Emotionales Essen mit unangenehmen Gefühlen in Verbindung gesetzt wird, es auch durch positive Emotionen (wie Belohnung, Abschluss einer Aufgabe, nach Hause kommen) ausgelöst werden kann.

Verbreitete Ursachen von Emotionalem Essen:

Stress. Hast Du schon darauf geachtet, wie hungrig Dich Stress macht. Es ist nicht nur in Deinem Verstand. Wenn Stress chronisch ist, führt es oft zu einem erhöhten Level des Stresshormons Cortisol. Cortisol löst Heißhunger auf salzige, süße und fettige Produkte aus, die einen schnellen Kick und Genuss versprechen.

Emotionen überdecken. Essen kann ein Mittel sein, unangenehme Emotionen (Angst, Traurigkeit, Sorge, Einsamkeit usw.) vorübergehend zu unterdrücken.

Langeweile und Einsamkeit. Isst Du manchmal nur, um Dich mit etwas zu beschäftigen, um Langeweile zu lindern? Du fühlst Dich unerfüllt und leer, und das Essen ist der Weg, Deine Zeit zu füllen? In dem Moment füllt es wirklich Deine Zeit und lenkt Dich von der Unzufriedenheit mit Deinem Leben ab. Es ist jedoch keine Lösung für Deine Probleme.

Gewohnheiten aus der Kindheit. Erinnere Dich an Deine Kindheit. Haben Deine Eltern Dich mit etwas Leckerem belohnt oder Dir Süßigkeiten gegeben, als Du traurig warst? Diese Rituale nehmen wir oft ins Erwachsenenleben mit und wundern uns, warum der Taillenumfang mit den Jahren wächst.

Soziale Einflüsse. Zusammen mit tollen Menschen an einem Tisch zu essen ist eine gute Sache, aber es kann zu Überessen führen. Es kann schnell überfordern, einfach weil so viel Essen da ist oder weil alle essen.

Achtsamkeit

Weitere konkrete Tipps, wie Du Dich vom Emotionalen Essen befreist, wird es im nächsten Artikel am folgenden Sonntag geben. Bis dahin kannst du schon folgende Dinge tun: Beobachte und trainiere Deine Achtsamkeit und schreibe Deine Gefühle vor jeder Mahlzeit auf! Finde heraus, welches Gefühl und welche Situation bei Dir Emotionales Essen hervorruft!Wenn Du Lust hast, berichte davon in einem Kommentar. Ich bin gespannt auf Deine Erfahrungen.

Victoria

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Weiterführende Literatur:

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